Noch im Oktober 2023 hatte er auf einem Symposium des Münchner Literaturhauses in Nantesbuch das Gedicht „Letzte Tage“ von Wilhelm Lehmann vorgestellt. Jan Wagner (Wilhelm-Lehmann-Preisträger 2009), der mit auf dem Podium saß, las es im Original vor und John Burnside antwortete auf Englisch mit einem eigenen neuen Gedicht.

Im Namen der Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft schließen wir uns Jan Wagner an, der zum Tod von John Burnside sagte:

„Es ist ein großer Jammer, ein immenser Verlust.“

Eckernförde, im Juni 2024
Wolfgang Menzel

Ausgelaufen ist der Krug.
Erde spricht, es ist genug.

Chrysanthemen hat ein Freund vors Bett gestellt,
Lockenhäupter, Würzgeruch der Welt.

Ehe meine Finger kalten,
Fühlen sie die Lust, die Stengel festzuhalten.

Halt ich so das letzte Stück der Zeit noch aus,
Bringt das große Qualenlose mich nach Haus.

(aus: Wilhelm Lehmann: Ein Lesebuch. Ausgewähle Lyrik und Prosa. Wallstein Verlag, Göttingen 2011, S. 136. Siehe auch GW 1, S. 382. Der Freund war Siegfried Lenz.)

Not that we have a science of forgetting,
but some of us are growing more adept
at hospice, Tod als Freund
and starlight at the far end of the ward
where time has stopped, the way it sometimes stops
in theatres, when the actors leave the stage.

Strange, how it seems less story than we once
imagined, how the names and dates get lost 
and what we do recall is incidental:
a cracked jug by the bed, October rain,

the white chrysanthemums a friend brought round
this morning, fresh, and peppered with the scent
of somewhere in the land that brings us home,
that brings us home, but never takes us in.

(Abgedruckt im „Guardian“: https://www.theguardian.com/books/2023/nov/09/john-burnside-wins-the-2023-david-cohen-prize-for-amazing-body-of-work)

Foto: John Burnside bei der Frankfurter Buchmesse 2016 (Ausschnitt)
© JCS  / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 / GFDL
File:Frankfurter Buchmesse 2016 - John Burnside.JPG – Wikimedia Commons